Es war ein großartiger Doppelgeburtstag: Der Schlesier-Verein München und die 1. Altschlesische Heimatspiel- und Trachtenzunft „Rübezahls Zwerge“ feierten am 19. Juli gemeinsam ihr 75-jähriges Bestehen – genauer gesagt, bereits den 76. Geburtstag, da beide Institutionen im Jahr 1949 gegründet wurden. Da die HDO-Gaststätte im Vorjahr aufgrund eines Pächterwechsels geschlossen war, entschied man sich, das Dreivierteljahrhundert-Jubiläum in diesem Jahr nachzuholen.

Zahlreich strömten Mitglieder, Freunde und Gäste der beiden Jubilare ins Haus des Deutschen Ostens (HDO) und füllten die Gaststätte Bohemia bis auf den letzten Platz. Mit dem bekannten Lied „Kehr ich einst zur Heimat wieder“, musikalisch begleitet von Martin Werner, wurde die Festveranstaltung feierlich eröffnet.
Dr. Gotthard Schneider, Vorsitzender des Schlesier-Vereins München, konnte zahlreiche Ehrengäste begrüßen: MdL Josef Zellmeier aus dem Bayerischen Landtag, Stadtrat Fabian Ewald – selbst mit schlesischen Wurzeln – als Vertreter der Stadt München, Dr. h.c. Christian Knauer, BdV-Landesvorsitzender in Bayern und Mitglied des Schlesier-Vereins München, das Ehepaar Karl und Christiane Biedermann (Geschäftsführer bzw. Schatzmeisterin auf Landesebene), Erich Plischke von der Schwesterlandsmannschaft der Oberschlesier, Bernhard Fackelmann (stv. BdV-Landesvorsitzender und BdV-Kreisvorsitzender in München, Banater Schwaben), sowie die befreundeten Böhmerwäldler mit Hans Slawik und Renate Ruchty an der Spitze, Uli Moll mit seiner Riesengebirgs-Tanzgruppe – und natürlich das Ehepaar Siegfried und Maria Lange von den Rübezahls Zwergen.
Ein besonderer Gruß galt der 92-jährigen Helga Schulz, langjährige Stellvertreterin von Dr. Schneider und seit 1950, also seit 75 Jahren, Mitglied des Schlesier-Vereins München. Frau Dr. Petra Loibl, Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, ließ sich aufgrund einer parallelen Verpflichtung entschuldigen, übermittelte aber ein schriftliches Grußwort, das von Maria Lange verlesen wurde.

Diese umfangreiche – und dennoch unvollständige – Begrüßungsliste zeigt eindrucksvoll, wie gut vernetzt und bekannt die beiden schlesischen Institutionen in München und Umgebung sind.
In der Totenehrung gedachte Dr. Schneider der vielen engagierten Persönlichkeiten, auf deren ehrenamtlicher Aufbauarbeit die heutige Vereinsarbeit basiert.
In ihren Grußworten gratulierten Vertreter aus Landtag, Stadt und dem Bund der Vertriebenen herzlich zum Jubiläum, würdigten die kulturelle Arbeit vor Ort sowie die grenzüberschreitende Brückenfunktion zur alten Heimat Schlesien und zur deutschen Minderheit dort. Sie versicherten, auch in Zukunft verlässlich an der Seite der Schlesier zu stehen.
Zwischen den Redebeiträgen sorgten Tänze der Riesengebirgs-Tanzgruppe und Lieder der Böhmerwald-Singgruppe – die den „Zwergen“ auch ein Geschenk überreichte – für heitere und lebendige Programmpunkte.

Auch der Bundesvorsitzende Stephan Rauhut und der langjährige Landesvorsitzende Christian Kuznik ließen es sich nicht nehmen, schriftliche Grußworte zu übermitteln. Beide betonten die historische Bedeutung des Schlesier-Vereins München, der mit seiner Gründung im Jahr 1949 zum Vorbild für die Entstehung weiterer Schlesier-Vereine und der Landsmannschaft Schlesien in Westdeutschland wurde. München war somit die Wiege der Landsmannschaft.
Mit einer bebilderten Chronik ließ Dr. Schneider die 75-jährige Geschichte des Vereins Revue passieren – von Gründungsvorsitzendem Herbert Hupka bis in die Gegenwart. Die Gäste konnten die Vielfalt des Vereinslebens nachvollziehen: politische, kulturelle, kirchliche und festliche Ereignisse, Begegnungen mit hochrangigen bayerischen Politikern, das Hedwigsgedenken in Andechs, Bälle im Deutschen Museum, Auftritte des Schlesierchors, Reisen in die schlesische Heimat – und vieles mehr. In seiner Blütezeit zählte der Verein über 3.000 Mitglieder.
Im Anschluss erzählten Siegfried und Maria Lange, ebenfalls mit Bildern untermalt, die Geschichte der „Zwerge“. Auch hier wurden viele schöne Erinnerungen wach – besonders hervorzuheben: die regelmäßige Teilnahme an der Europeade. Darüber hinaus erklärten sie die Trachten der Zunft und erfreuten das Publikum mit traditionellen Tänzen.

Nach rund zweieinhalb Stunden eines abwechslungsreichen Programms dankte Paul Hansel im Namen der beiden Geburtstagskinder allen Mitwirkenden. Dieser Nachmittag zeigte eindrucksvoll: Schlesien lebt – in München und überall in Bayern, auch 80 Jahre nach Flucht und Vertreibung.
„Schlesien. Gemeinsam. Zukunft.“ – so lautete das Motto des diesjährigen Deutschlandtreffens. In dieser Gemeinsamkeit können wir auch künftig unsere Geschichte, unsere Kultur und unsere Leistungen lebendig halten und weiterentwickeln.
Mit dem Lied „Kein schöner Land“ klang eine Festveranstaltung aus, die lange in Erinnerung bleiben und einen besonderen Platz in der Chronik des Schlesier-Vereins München und der Rübezahls Zwerge einnehmen wird.
Paul Hansel

